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Tubbe - Eiscafe Ravetto

Tubbe- Eiscafe Ravetto

Audiolith / Broken Silence
VÖ: 01.03.2013

Unsere Bewertung: 8/10

Eure Ø-Bewertung: 8/10

Eifer sucht Liebe

Ein paar Stichworte gefällig? "Was nicht basst, wird bassend gemacht." Oder: "HooooRaaaave!" Sieht ganz so aus, als sei das Debüt von Tubbe eine Eisdiele, in der man viel hüpfen muss. Das Münchener Duo mit Wohnsitz Berlin kennt sich ja anscheinend aus mit den Codes jutebeutelbewehrter Partydurchtänzer. Oder tut es nur so? Auf das Etikett "Rave-Schlager" antwortet Sängerin Steffi Jakobs in Interviews jedenfalls gleichmütig: "Schubladen sind herrlich, wenn man gerne wissen möchte, wo man seine Socken eigentlich so hat." Doch Tubbe lassen nicht nur die Socken, sondern auch das Gefühlszentrum qualmen - auf Platte genauso wie im Video zu ihrer ersten Single, wo zwei Paare Tennis spielen und die Frauen sich hinterher in den Haaren liegen, während sich die Männer Zungenküsse geben. Die gehen anschließend vermutlich kein Eis mehr essen.

Und erst recht nicht auf eine Techno-Veranstaltung - zumal "Eiscafe Ravetto" nicht das Album ist, mit dem man auf Anhieb Knicklichter und Stroboskopgewitter assoziiert. Man stelle sich das Ganze stattdessen eher so vor: Klaus Scheuermann holt sparsame Beats, abgezirkelte Sequenzen und kleine Melodiefragmente aus seinen Maschinen, während Jakobs wie ein bebrillter Gummiball trotzig im Wohnzimmer herumspringt und abwechselnd auf Deutsch und Englisch darüber sinniert, dass sie nur das kriegen kann, was ihr nicht gefällt und umgekehrt. Entsprechend haben Tubbe die bei der Urversion des fantastischen Vorabtracks "Mess" noch deutlich präsenteren Rave- und Knarz-Elemente hier zweckdienlich eingedampft - zugunsten von intimem, scheinzahmem Elektro-Pop, der an vielen Stellen ansetzt und trotzdem ganz bei sich bleibt.

Spätestens bei "My little booze problem", das Quartalssäufertum mit akuter Eifersucht kreuzt, könnte man sich daran erinnern, dass es vor circa zehn Jahren einmal kurz ein Ding namens Electroclash gab: Die Basslinie trampelt diskret alles in Grund in Boden wie einst TokTok & Soffy O in "Missy Queen's gonna die", der Refrain läuft so spitz zu, als hätte Tobias Asche von Spillsbury seine Gitarren versetzt. Einer der wenigen angriffslustigen Momente eines hauptsächlich besonnenen Albums, auf dem Jakobs hinreißend emotionale (Un-)Tiefen auslotet und den Hörer mit zweisprachigem Gesang abwechselnd anzieht und von sich wegstößt. Das Aufkehren zwischenmenschlicher Scherbenhaufen gehört dabei ebenso zum Auf-der-Stelle-Tanz wie charmante Sinnlosigkeit mit versteckten Giftpfeilen.

"Vielleicht ist Gott nur ein Loch in meinem Bauch / Und ich liebe Dich nach einigem an Zeit vielleicht auch", reibt sie ihrem Gegenüber etwa in "Heute oder hier" unter die Nase. Dazu baut Scheuermann zunächst Austras "Beat and the pulse" nach, bevor im Refrain plötzlich Wir Sind Helden durchs Flexipop-Wunderland wuseln. Ähnlich kratzbürstig gibt sich "We won't be friends", das einen Keyboard-Knicks Richtung "Pass this on" von The Knife mit bockiger Unversöhnlichkeit unterhöhlt. Jakobs' gutes Recht - schließlich hat man ihr bei "Lied anstatt" und "Liebe. Fertig." übel genug mitgespielt. Und so genügt sich dieses brillante Album keinesfalls im befindlichkeitslyrischen Wiederkäuen bekannter Standards, denn Tubbe stechen in jeder Hinsicht auf den Punkt - und das tut halt manchmal weh.

(Thomas Pilgrim)

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Highlights

  • Lied anstatt
  • Liebe. Fertig.
  • Mess
  • We won't be friends

Tracklist

  1. Lied anstatt
  2. 5 minute love
  3. Liebe. Fertig.
  4. Mess
  5. My little booze problem
  6. This one
  7. Heute oder hier
  8. Bird in a traffic jam
  9. We won't be friends
  10. Eiscafe Ravetto
  11. Bei aller Liebe
  12. 5 minute love (5 Minuten Terrine Mix)

Gesamtspielzeit: 43:12 min.

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