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Deptford Goth - Life after defo

Deptford Goth- Life after defo

Merok / Cooperative / Universal
VÖ: 22.03.2013

Unsere Bewertung: 7/10

Eure Ø-Bewertung: 7/10

Dreifach rein

Noch heute würde Daniel Woolhouse vermutlich als Aushilfslehrer Grundschulkinder unterrichten, hätte ihm nicht jemand den Vorschlag mit der Musik gemacht. Und ehrlich gesagt ist es anhand seines Electronica-Projects Deptford Goth schwierig, sich vorzustellen, wie er an der Tafel steht und dem Nachwuchs Unterrichtsstoff vermittelt. Woolhouses Stimme klingt wie die eines sentimentalen Introvertierten, der nur über den Kanal der Musik einen Weg findet, sich überhaupt zu öffnen und auszudrücken. "Everyone I've ever known is here with me", singt er etwa im fabelhaften "Union", in dem gespenstische Laute auf der Synthschaukel sitzen und sich dem poppigsten Refrain von "Life after defo" entgegenschwingen. Ein Song darüber, wie alle Menschen, denen wir jemals begegnet sind, uns stets begleiten. Reinlegen, reindenken, reinfühlen.

Im Nachhinein ist es vielleicht die logische Konsequenz, dass Woolhouse dieses Album in seinem Wohnzimmer geschrieben und arrangiert hat. Alleine. Um sich darüber Gedanken zu machen, was nach dem Definitiven und der Sicherheit kommt, also nach "defo", und welche Steine ins Rollen kommen können, tritt dann doch mal eine Veränderung im Leben ein. Und wenn denn schon mal die Gefühlsregungen im Nebulösen sitzen, hockt auch sein Sound zwischen Künstlichkeit und Realität, findet Woolhouse. So verschwimmen die Grenzen zwischen echten Instrumenten und PC-dressierten Imitaten. Die meiste Arbeit steckt bei Deptford Goth also im Klangbild.

Im Opener lässt Woolhouse Mini-Feuerwerke in der Pauke explodieren, und für "Objects objects" subtrahiert und loopt er eine Detroit-House-Sequenz, wie sie sonst vielleicht von Hercules And Love Affair genutzt und zumindest rhythmisch noch weiter von James Blake filetiert würde. Die Arrythmie von "Deepest" erinnert an Bat For Lashes, das karge Gerüst von "Guts no glory" an The xx, und How To Dress Well findet sich im Neo-R'n'B von "Particles" wieder. Und trotzdem klingt bis auf arg überschwängliche "Years" alles wie aus einem Guss. Diese Kohärenz besorgt nicht zuletzt Woolhouses leicht soulige, in jedem Fall wohlige Stimme, die Gläserklirren, Glockengeschüttel, Vocalgeloope, Synth- und Effektextrakte so zart miteinander verbindet, als handele es sich um Seide. Reißfester Stoff, in "Lion" sogar atmungsaktiv und einnehmend durch und durch. So ist er irgendwie doch noch Lehrer geblieben.

(Stephan Müller)

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Highlights

  • Life after defo
  • Bronze age
  • Guts no glory
  • Union

Tracklist

  1. Life after defo
  2. Bronze age
  3. Feel real
  4. Guts no glory
  5. Objects objects
  6. Particles
  7. Union
  8. Lions
  9. Years
  10. Deepest
  11. Bloody lip

Gesamtspielzeit: 40:39 min.

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