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Jolly - The audio guide to happiness (Part II)

Jolly- The audio guide to happiness (Part II)

Inside Out / EMI
VÖ: 01.03.2013

Unsere Bewertung: 7/10

Eure Ø-Bewertung: 7/10

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"So erweist sich denn das Glück als etwas Vollendetes, für sich allein Genügendes: Es ist das Endziel des uns möglichen Handelns." Dies ist die gewisse Aussage des Aristoteles über das Ziel menschlichen Daseins. Wie der Mensch dieses Ziel erreichen kann, sieht der große altgriechische Philosoph in einem Tätigsein der Seele gegeben, im Sinne der ihr wesenhaften Tüchtigkeit. Damit wäre eine Brücke zwischen 331 v. Chr. zu 2013 n. Chr. und damit zu "The audio guide to happiness (Part II)" geschlagen. Denn nach eigener Aussage geht es Jolly darum, den Hörer zum Glück zu führen. Dazu arbeitete die Band mit einem Professor und einigen Studenten einer nahegelegenen Universität zusammen, um den Einsatz binauraler Töne anhand von 5000 Probanden zu perfektionieren und die Wirkung von Musikfrequenzen auf das menschliche Gehirn zu testen. Nach diesen Studien fertigten die New Yorker schon Teil eins ihres Audio-Führers an. Im Sinne des griechischen Philosophen drängt sich jedoch die Frage auf: Machen sich Jolly beim Erfüllen ihrer wesenhaften Tüchtigkeit, dem Spielen von Songs, in erster Linie nicht selbst glücklich, bevor sie den Hörer durch binaurale Klangmassen und beruhigende Hertz-Frequenzen auf Wolke Sieben verfrachten?

Und es erscheint in der Tat so, dass das Quartett beim Spielen ihrer Alternative-Progrock-Nummern glücklich wird. Denn die Band hat hörbar Spaß am zweiten Teil ihrer Anleitung. Entsprechend beginnt das Opus mit "Guidance three". Dort teilt eine angenehme Frauenstimme mit, dass man bitte Teil eins gehört haben sollte, bevor man fortfährt. Die Stimme ist verzerrt, verhallte Drums erklingen, dann ein Klavier, bevor das Stück schließlich in die Gefilde des Postrock abdriftet - ein stimmiger Einstieg. Mit "Firewell" geht es direkt ans Eingemachte: Bassdominierter, postgrungig-metalliger Alternative zitiert mit Vokaleinlagen die seligen Oceansize aus bester "Frames"-Zeit, bevor es Screamo-lastig in einen majestätisch anmutenden Refrain und in dezente Kaddisfly-Gefilde geht, bis alles in einem Doublebass-Gewitter untergeht und Black- und Nu-Metal streift. Die musikalische Spannbreite ist enorm - Prog at its best. Gleiches gilt für das Stimmvolumen von Sänger Anadale, der neben souveränen Schreiparts im bezaubernden "You against the world" auch das Breitbeinige des amerikanischen Radio-Konfektionsrock beherrscht und seinen Gesang in ähnlich tremoloartigem Timbre wie der Roots-Reggae-Meister Andy Horace ausklingen lässt. Dass Jolly aber mit Radiotauglichkeit lediglich flirten, um vorgefertigte Erwartungen vor die Wand zu fahren, zeigt besagter Song eindrucksvoll, wenn er bei 2:39 Minuten in perfekt performten Reggae und von da wieder in hochmelodiösen Porcupine-Tree-Stadionrock müdet.

Die Amerikaner halten mit ihrer stilistischen Tour de Force stets die von Mogwai perfektionierte Balance zwischen Laut-leise-Passagen. Neben sich windender Härte flechten auch sie ruhige Songs ein, etwa "Aqualand and the seven suns", das auch vor dezenter Electronica nicht halt macht. Der zweite Audioführer kulminiert ab Albummitte in dem Highlight "Golden divide", einem relaxten Ausflug zu The Dear Hunter, den frühen Stone Temple Pilots und in teilweise zu den mittleren Riverside. Verschiedenste Stile durchziehen Jollys Schaffen bis zum elegischen Ausgang mit "The grand utopia". Und ja, so funktioniert es. Indem das Quartett tut, was es am besten kann und sich selbst glücklich macht, versetzt es auch den Hörer mit einem verzückten Lächeln auf den Gipfel der Glückseligkeit.

(Peter Somogyi)

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Highlights

  • Firewell
  • You against the world
  • Golden divide

Tracklist

  1. Guidance three
  2. Firewell
  3. You against the world
  4. Aqualand and the 7 suns
  5. Dust nation bleak
  6. Golden divide
  7. Guidance four
  8. Lucky
  9. While we slept in burning shades
  10. Despite the shell
  11. As heard on tape
  12. The grand utopia

Gesamtspielzeit: 56:09 min.

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