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Ron Sexsmith - Forever endeavour

Ron Sexsmith- Forever endeavour

Cooking Vinyl / Indigo
VÖ: 01.02.2013

Unsere Bewertung: 8/10

Eure Ø-Bewertung: 7/10

Die Sexsmithmus-Debatte

Was bislang unterschätzt wurde: Ron Sexsmiths hedonistische Seite. In Interviews erzählt er neuerdings von den ausgesprochen stressigen Zeiten, als er parallel diverse Freundinnen in verschiedenen Städten bei Laune halten musste. Auf seinem neuen, zwölften Studioalbum "Forever endeavour" sind die vielsagenden Zeilen "I must admit temptation's nice" und "Couldn't keep my trousers on" zu hören. Und im Booklet dazu dankt er "all the wives of course" - es sind mittlerweile vier Gattinen, eine davon ist noch aktuell. Und all das, obwohl Sexsmith doch eigentlich schon immer so aussieht, als hätte er spätestens seit dem ersten Milchzahn nur noch Trauerkloßbrühe gelöffelt. Als würde es regnen, sobald er auch nur einen Fuß vor die Tür setzt. Und als wäre sein Nachname im Zusammenhang mit seiner Person der größte Witz von allen.

Was schon lange nicht mehr unterschätzt wird: Sexsmiths Qualitäten als Songwriter. Paul McCartney, Elton John und Elvis Costello lobhudeln öffentlich, Feist und Michael Bublé interpretieren Glanzstücke aus seinem Repertoire, und die Stimme des Kanadiers scheint glückliche Alleinerbin von Roy Orbisons Schmachtschmelz zu sein. Aber das heißt natürlich nicht, dass Sexsmith ausnahmslos alles gelingt. Was er in den 22 Jahren seit Veröffentlichung seines Debüts "Grand Opera Lane" zum Beispiel nie geschafft hat, und was er aller Voraussicht nach auch in Zukunft nicht hinkriegen wird: ein bloß durchschnittliches Album zu veröffentlichen. Er bekommt es noch nicht einmal hin, einen schlechten Song zu schreiben.

"Forever endeavour" versammelt zwölf weitere, vollkommen vergebliche Versuche, dies zu ändern, dazu noch zwei Bonustracks, die einfach auch viel zu gut sind. Unter anderem, weil sie sich von den etwas zu glatt polierten Pop-Ambitionen des Vorgängers "Long player late bloomer" grußlos entfernt haben, und zwar vermutlich genau so, wie Sexsmith es im einzigen nur zur gezupften Klampfe vorgetragenen Song der Platte macht: "Sneak out the back door". Weitaus weniger heimlich, still und leise sind die herrlichen Arrangements. Schon im Opener "Nowhere to go" ertönen Waldhorn und Violinen, ein Lied weiter die für gewöhnlich nur noch antiquarisch zu findende Kombination aus Akustikgitarre, Congas und wiederum Streichern. Sexsmiths musikalischer Horizont endet also weiterhin in den Frühsiebzigern, mit einer gelegentlichen Harry-Nilsson-Haftigkeit als Zusatzqualifikation. Und mehr kann man sich nun wirklich nicht wünschen, ohne unverschämt zu sein.

Höchstens noch, dass Mitchell Froom, Produzent der besten unter Sexsmiths hervorragenden Alben, wieder mit von der Partie sein möge. Und dieser Wunsch wird auf "Forever endeavour" sogar auch noch erfüllt. Die Lieder sind allesamt schüchterne Schönheiten, die Texte gewohnt klug, die Stimmung erstklassig melancholietrunken. "Blind eye" und "Lost in thought" zelebrieren zuckersüße Sechziger-Jahre-Romantik, "If Only Avenue" die zeitlose Reue und "Snake road" Sexsmiths erwähnte Sturm-und-Drang-Ära. In "Deepens with time" erinnert er sich hingegen an seine Kindheit, bezirzt in "She does my heart good" seine Ehefrau (Nummer 4) und singt mit der halben Dixieland-Jazz-Nummer "Me, myself and wine" eine Ode an das gepflegte Lauschen formidabler Schallplatten. Auch zu "Forever endeavour" sollte man sich unbedingt einen edlen Tropfen gönnen. Obwohl man sich bei diesem Album nun wirklich nichts schöntrinken muss.

(Ina Simone Mautz)

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Highlights

  • Nowhere to go
  • If Only Avenue
  • Blind eye
  • Sneak out the back door

Tracklist

  1. Nowhere to go
  2. Nowhere is
  3. If Only Avenue
  4. Snake road
  5. Blind eye
  6. Lost in thought
  7. Sneak out the back door
  8. Back of my hand
  9. Deepens with time
  10. Me, myself and wine
  11. She does my heart good
  12. The morning light
  13. Life after a broken heart (Bonus track)
  14. Autumn light (Bonus track)

Gesamtspielzeit: 42:07 min.

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