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Serie: Rectify

User Beitrag

Leatherface

Postings: 1652

Registriert seit 13.06.2013

16.02.2014 - 17:08 Uhr
Daniel Holden hat gestanden, seine Freundin vergewaltigt und ermordet zu haben und wurde dafür zum Tode verurteilt. 20 Jahre saß er im Todestrakt, mehr als sein halbes Leben lang, beinahe vollständig isoliert von der Außenwelt. Nur durch die Buchsendungen seiner Mutter und durch die wechselnden Insassen, mit denen er durch die Wände seiner winzigen Zelle ohne Fenster kommunizierte, konnte er Eindrücke davon erhaschen, was in der Welt draußen vor sich geht. Jetzt kommt er frei. Weil DNA-Tests Zweifel an dem Verbrechen aufgeworfen haben. Er taumelt hinaus in diese für ihn völlig fremd gewordene Welt, agierend wie eine Mischung aus Neugeborenem und einem Alien, das gerade eine Bruchlandung auf der Erde erlitten hat. Er hat keine Ahnung, wie er das alles verarbeiten soll und genauso geht es auch seiner Familie, die ihn wieder aufnimmt.

Seine jüngeren Geschwister Amantha und Jake schlagen sich noch am Besten. Amantha fühlt sich verantwortlich, nun eine Beschützerrolle für ihn einzunehmen. Jake konnte ihn nie kennen lernen und ist neugierig auf seinen großen Bruder. Seine Mutter Janet hingegen hat gemischte Gefühle, nimmt ihn fürsorglich auf, aber hält ihn emotional auf Distanz. Sein Stiefbruder Teddy befürchtet sein Werdegang könnte das Familienunternehmen gefährden, sollte er mit in das Geschäft einsteigen, dass er eigentlich geerbt hat. Zudem glaubt er etwas zu spüren, nicht nur, dass Daniel von seiner Gefängniserfahrung traumatisiert ist und Unaussprechliches dort erlebt hat, sondern das schon immer etwas Bösartiges in ihm gesteckt hat, dass er seine Freundin tatsächlich vergewaltigt und ermordet hat (ganz im Gegensatz zu seiner Frau Tawney, die sich zunehmend von ihm entfremdet und eine seltsame menschliche Verbindung mit Daniel zu spüren scheint). Teddy ist nicht allein mit seiner Vermutung: Der ehemalige Staatsanwalt Foulkes, der seine politische Karriere als Senator durch die Verurteilung von Daniel zementiert hat, ist fest von seiner Schuld überzeugt und darauf erpischt, es erneut zu beweisen.

In den ersten zwei Folgen, die ich nun gesehen habe, sind diese Krimi-Elemente interessant genug, aber "Rectify" erreicht unglaubliche Höhen, wenn die komplexen Gefühle der Familie im Zentrum stehen. Eingebettet in stille, kleinstädtische Terrence Malick-ähnliche Southern Gothic-Melancholie schwebt eine bedrückende, unangenehme Stille über diesen Menschen, die einfach nicht wissen, wie sie mit all dem umgehen sollen. Und dann sind da diese kleinen, unscheinbaren Momente, in denen dann doch aufrichtige menschliche Verbindungen geknüpft werden, die diese beinahe unerträgliche Atmosphäre wie gleißende Lichtstrahlen durchschneiden. Das ist großes Fernsehen - unheimlich komplex, scharfsinnig, einfühlsam, sehr ruhig und doch wahnsinnig intensiv. Das Schauspiel ist von höchster Güteklasse, die Inszenierung ist wunderbar.

Sundance Channel hat offensichtlich einen Lauf. Nach dem großartigen "The Returned" nun "Rectify" (leider nur mit sechs Folgen für Staffel 1, aber die nächste kommt voraussichtlich im Mai). Dann werde ich mir wohl auch den Dritten im Bunde, "Top Of The Lake", sehr bald anschauen müssen.

Walenta

Postings: 334

Registriert seit 14.06.2013

16.02.2014 - 17:22 Uhr
Tolle Serie, stimmt. Vor allem die letzten Szenen des Staffelfinales sind megaintensiv.

Orang_Utan_Klaus

Postings: 46

Registriert seit 13.06.2013

16.02.2014 - 17:41 Uhr
auch wenn das erzähltempo zum einschlafen ist, ist es schwer sich dieser sehr intensiven und fantastisch gefilmten serie zu entziehen. (die macher von breaking bad haben übrigens auch ihre hände im spiel)

noch dazu ist immer dieses beklemmende gefühl da, dass man nicht weiß, ob daniel schuldig ist oder nicht. ein fantastischer schauspieler übrigens...irgendwie tut er einem leid in seiner rolle und man hat gewisse sympathien für ihn als ausgestoßenen der gesellschaft, andererseits wirkt er durch sein apathisches verhalten teilweise sehr gruselig und unnahbar....
ingwer
16.02.2014 - 19:23 Uhr
Rectify > Top of the Lake > Les Revenants

So empfand ich das jedenfalls. Bei Rectify fiel es mir am leichtesten, mich in die Charaktere hineinzuversetzen irgendwie. Daniel und seine Familie sind grosse Sympathieträger. Aber alle drei Serien sind absolut top.

Leatherface

Postings: 1652

Registriert seit 13.06.2013

17.02.2014 - 11:55 Uhr
Ich hab gestern alle sechs Folgen geschaut und war erstaunt, dass es nach der Hälfte doch eine ganz andere Serie wurde, aber eine gleichermaßen faszinierende. Ein bizarrer Fiebertraum gespickt mit biblischen Erlösungsmotiven (der Ziegenmann? WTF?). Das hat mich dann an "Carnivale" erinnert. Grandiose erste Staffel in jedem Fall.

Achim

Postings: 6287

Registriert seit 13.06.2013

17.02.2014 - 12:01 Uhr
ich habe gestern auch mal angefangen, allerdings bisher erst eine episode gesehen. lässt sich gut an, besten dank für den tipp.

Achim.

Achim

Postings: 6287

Registriert seit 13.06.2013

04.03.2014 - 19:43 Uhr
auch wenn die frage danach vielleicht gar nicht im mittelpunkt steht, möchte ich eine spekulation zum täter wagen: ich denke, es war daniels schwester. nur durch ein extrem schlechtes gewissen ist es zu erklären, dass sie sich so aufopferungsvoll um ihn kümmert.

Achim.

Leatherface

Postings: 1652

Registriert seit 13.06.2013

12.07.2014 - 14:17 Uhr
Die zweite Staffel läuft übrigens gerade. Ich werd wohl warten bis sie durch ist und schau sie mir dann in einem Rutsch an. Bis dahin können wir uns alle noch einmal an der Szene des Jahrzehnts ergötzen, in der zwei Menschen, die über das Wetter reden, mir die Tränen in die Augen treiben.
Leatherfotz
12.07.2014 - 14:20 Uhr
Bis dahin können wir uns auch noch an den letzten Zügen der WM ergötzen!
Wenn Deutschland Weltmeister wird, werde ich weinen. Vor Glück.
Leatherrotz
12.07.2014 - 22:07 Uhr
Ich bin leicht zu beeindrucken. Oh, ein Türgriff! Türgriff des Jahrzehnts. Oh, eine Fliege! Fliege des Jahrhunderts.

De_dirty_D.o.e.r.t.e

Postings: 29

Registriert seit 13.06.2013

13.07.2014 - 14:18 Uhr
Rectiy hat sicherlich eine interessante Ausgangssituation und einen guten Hauptdarsteller, aber das war es für mich auch leider schon wieder mit den großen Stärken. Deswegen habe ich jetzt nach der dritten Folge der zweiten Staffel aufgehört zu gucken.

Dieses übersentimentale der Serie wird durch die mittelmäßigen Schauspieler (Allen voran Adelaide Clemens und J. Smith-Cameron)fast schon ins lächerliche gezogen.

Die Dinge die tatsächlich passieren, also vor allem Ermittlungsmäßig, ziehen sich wie Gummi (Ich weiß dass das auch nicht der Hauptfokus der Serie ist, aber es ist trotzdem zäh zum anschauen). Und die Symbolik in den Folgen ist spätestens ab der zweiten Staffel vollkommen überladen.

Insgesamt bestimmt eine Serie, die es sich lohnt einmal auszuprobieren, aber ich bin damit fürs erste durch. Schade, denn Potential war auf jeden Fall da und rein visuell ist die Serie super schön aufgenommen.

hubschrauberpilot

Postings: 6755

Registriert seit 13.06.2013

13.07.2014 - 16:27 Uhr
ich hab mir 2 folgen angeschaut und fand es eher mittelmäßig. das thema mit todeszelleninsassen ist doch nun wirklich plattgetreten, was will man da noch neues kennenlernen/erfahren? ein erzähltempo ist quasi nicht vorhanden, das ganze wird allem anschein nach dahinplätschern und wahrscheinlich (solange es erfolgreich ist) auf mehrere staffeln ausgewalzt. leute werden sich mit daniel anfreunden, leute werden sich mit ihm anlegen, der fall neu aufgerollt mit gerichtsverfahren usw. schnarch.

ich habe nie richtig verstanden wieso sich leute gefängnisserien anschauen, oder etwas was weitestgehend damit zu tun hat. diese isolation, die tristesse, das ist doch nichts wo ich mich vor den fernseher setze und mich unterhalten oder wohl fühle?!?!

Achim

Postings: 6287

Registriert seit 13.06.2013

17.07.2014 - 19:24 Uhr
da die zweite staffel aus zehn episoden besteht, werde ich sie nicht in einem, sondern in zwei fünfer-blöcken anschauen. der erste wäre dann also dieses wochenende dran.

Achim.

Achim

Postings: 6287

Registriert seit 13.06.2013

02.01.2017 - 19:54 Uhr
Eine würdige letzte Staffel für eine großartige Serie. Einige Handlungsstränge habe ich zwar konsequent übersprungen (Tawny auf der Arbeit, Samantha mit neuem Freund), doch das tat der Freude keinen Abbruch. Überragend: Ted Jr.

A.

Der Untergeher

User und News-Scout

Postings: 1862

Registriert seit 04.12.2015

02.01.2017 - 20:10 Uhr
Die beste Serie der Dekade. Noch vor Boardwalk Empire und The Americans.
Sunbather
02.01.2017 - 23:42 Uhr
in der Tat eine grandiose Serie, die es fantastisch versteht, Stimmungen und Atmosphäre einzufangen und zu transportieren.die Melancholie, die Entfremdung, perfekt. auch das Ende ist für mich eines der besten aller Serien. aber definitiv auch nicht für jeden.
darüberhinaus ist Abigail Spencer einfach nur bezaubernd
Stimme ich...
03.01.2017 - 07:06 Uhr
zu 100% zu, aber Adelaide Clemens ist mindestens genauso bezaubernd

manukaefer

Postings: 253

Registriert seit 16.06.2013

11.01.2017 - 18:42 Uhr
@Leatherface
Welche Szene meinst du in deinem Post vom 14.07.. Das Video ist leider afk ..
PhilsenM
15.03.2017 - 17:14 Uhr
Zweite Staffel beendet (mehr will Netflix mangels Synchro der 3. und 4. Staffel leider nicht verfügbar machen...).
Absolut fantastische Serie, wie ein guter Postrock-Song, der zwar ruhig losgeht aber bei dem trotzdem alles sehr viel Gewicht und Bedeutung hat. Und am Ende weint man.
Man muss allerdings die nötige Aufmerksamkeit mitbringen, damit die Serie ihre Wucht und Emotionalität entfaltet.

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